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Asphaltbeton

Frage: Wie steht es eigentlich um die Asphaltbeton-Deckschichten? Oder: quo vadis Asphaltbeton?

Antwort:
Der Asphaltbeton (darunter sind nach europäischer Lesart alle nach dem Betonprinzip zusammengesetzten Gesteinskörnungsgemische für Asphalt zusammengefasst) ist nach wie vor die am häufigsten verwendete Mischgutart im Asphaltstraßenbau. Bei den Asphaltbetondeckschichten hat sich der Schwerpunkt allerdings inzwischen verlagert. Aufgrund von Problemen, Konzeptionsmängeln und vielleicht auch von Fehleinschätzungen in der Vergangenheit wird die Asphaltbetondeckschicht nicht mehr für die Bauklassen SV und I angewendet. Diese Beschränkung erfolgte zugunsten des Splittmastixasphaltes und wird unbewusst auch auf die übrigen Bauklassen übertragen. Während vor 3 Jahren das Verhältnis Asphaltbetondeckschichten zu Splittmastixasphalt über alle Bauklassen rund 3:2 betrug, liegt es heute bei etwa 1:1.

 Deshalb war im Spätsommer und Herbst 2005 verschiedentlich zu beobachten, dass Lieferengpässe bei der Versorgung mit Gesteinskörnungen auftraten. Diese Engpässe wurden durch den Abruf von bestimmten Gesteinskörnungen, beispielsweise bei der Körnung 5/8 mm für den Splittmastixasphalt und auch für die Offenporige Asphaltdeckschicht, verursacht. Der über das Jahr diskontinuierliche Bedarf an Gesteinskörnungen aufgrund der Ausschreibungspraxis und der über das Jahr ungleich verteilten Bautätigkeit, verstärkte die Engpässe.

 Darüber hinaus hat sich der Sortenmix der Asphalthersteller verändert. Der Anteil an Asphalttragschichten, die üblicherweise mit zusammengefassten Korngruppen hergestellt werden, ist und wird aufgrund des höheren Erhaltungsanteiles weiter zurückgehen. Die Lieferkörnungen für Asphaltbinder und Asphaltdeckschichten treten dagegen in den Vordergrund. Damit wird die Nachfrage nach bestimmten Lieferkörnungen mit höheren Anforderungen zunehmen, sodass die Produktionsweise für Gesteinskörnungen immer mehr von der bekannten Routine abweichen wird.

 Ein weiteres Kriterium für die Auswahl von Gesteinskörnungen für Deckschichten ist der Polierwiderstand, der als ein wichtiges, allerdings auch ein mit Unsicherheiten behaftetes Bewertungskriterium für das Langzeit-Griffigkeitsverhalten angesehen wird. Dieses Kriterium gilt insbesondere für die Deckschichten Splittmastixasphalt und Offenporige Asphaltdeckschicht, da die grobe Gesteinskörnung in diesen Asphaltarten überwiegt. Nach den Ergebnissen aus den Untersuchungen an der Griffigkeits-Versuchsstrecke A 70 Bamberg, wird für den Splittmastixasphalt ein Polierbeiwert von mindestens 55 PSV-Einheiten vorgeschlagen. Diese Empfehlung steht in vielen Regionen im Widerspruch zu den verfügbaren Ressourcen, zumal der Widerstand gegen Schlagbeanspruchung oftmals mit dem Polierwiderstand in Konkurrenz steht.

 Für alle diese Fälle müssen Lösungen gefunden werden. Im Falle des Kriterium PSV wird eine Möglichkeit durch das Mischen verschiedener Gesteinskörnungen bereits praktiziert. Eine andere Möglichkeit offeriert die Verwendung von Asphaltbetondeckschichten im Bereich der Bauklassen II bis VI. Sie sind nach dem Regelwerk gegenüber dem Splittmastixasphalt gleichwertig und bieten außerdem ein gutes Griffigkeitsverhalten.

 Dieser Ansatz wird allerdings selten durch die Auftraggeber genutzt. Vielmehr wird häufig für die Bauklassen II und III, aber auch für die Bauklassen IV und V, der Splittmastixasphalt ausgeschrieben. Vermutlich bestehen aufgrund von individuellen Erfahrungen Bedenken hinsichtlich des Verformungswiderstandes der Asphaltbetondeckschicht. Hier können hochviskose Bindemittel, die auch bei den Splittmastixasphalten für diese Bauklassen eingesetzt werden, das Verformungsverhalten der Asphaltbeton-Deckschicht nachhaltig verbessern. Zurzeit ist allerdings die Verwendung der hochviskosen Bindemittel für die Asphaltbeton-Deckschichten im Regelwerk nicht vorgesehen, sodass diese Anwendung noch ein Sonderfall ist. Mit der Umsetzung der europäischen Asphaltnormen in das deutsche Regelwerk ist geplant, das hochviskose polymermodifizierte Bitumen PmB 45A als Standardbindemittel für Asphaltbetondeckschichten der Bauklassen II und III einzuführen.

 Durch die Konzeption des Asphaltbetons werden die bei der Herstellung anfallenden Gesteinskörnungen in ausgewogenen Mengenanteilen genutzt. Dabei hat die bisher als Sand bezeichnete feine Gesteinskörnung, die beim Splittmastixasphalt und besonders bei der Offenporigen Asphaltdeckschicht nur eine Nebenrolle spielt, einen erheblichen Anteil.

 Für die Bauklassen SV und I ist der Einsatz von Asphaltbetondeckschichten im Regelwerk nicht abgedeckt und wird es auch in Zukunft vermutlich nicht sein. Somit ist der Weg für die Asphaltbeton-Deckschicht in diese Bauklassen formal verschlossen. Die bisherigen Erfahrungen zeigten auch, dass Asphaltbetondeckschichten in den traditionellen Konzeptionen bei diesen Belastungsfällen eher zu Verformungen neigen als Splittmastixasphalt oder Gussasphalt. Deshalb ist hier, wenn an die Verwendung von Asphaltbetondeckschichten in diesen Bauklassen gedacht ist, ein Umdenken erforderlich. So sind z.B. bereits vor rund 25 Jahren Deckschichtvarianten auf Asphaltbetonbasis entwickelt worden, die mit einem Gesteinskörnungsanteil über 2 mm von rund 60 bis 65 M.-% anstelle der sonst üblichen 50 bis 55 M.-% arbeiteten. Dieser Ansatz könnte in Verbindung mit hochviskosen Bindemitteln wieder aufgegriffen und weiterentwickelt werden.

 Diese Möglichkeit sollte vor dem Hintergrund der gleichmäßigen Versorgung mit Gesteinskörnungen und auch aufgrund des Griffigkeitsverhaltens der Asphaltbetondeckschichten genutzt werden.